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Lithographie - Kurzinformation
Die Entwicklung des Flachdrucks basiert auf der Entdeckung von A. Senefelder, der um 1800 mit Hilfe von Gummi-Arabikum die Wasserführung von geschliffenen Kalksandsteinen stabilisierte und so den Abdruck von Fettzeichnungen vom Lithostein in großen Auflagen möglich machte.
Der grundsätzliche Vorgang beim Drucken beruht auf dem Unterschied der Oberflächenspannung von den fetthaltigen, druckenden Bildelementen und den wasserhaltigen Freiflächen, die beim Einwalzen des Steines die Druckfarbe abstoßen. So ensteht bei jedem Einfärben des Steines ein druckfähiges Bild.
Die Vorteile der Lithographie für das Handwerk:
Die zur Zeit des Buchdrucks übliche, arbeitsintensive Herstellung eines Druckstockes mit Höhenprofil war dabei nicht mehr erforderlich. Das Bild konnte zudem mit jedem fettigen Zeichenmaterial ( Stift, Tusche, Farbe ) erstellt werden. Damit wurden per Umdruck einfache Vervielfältigungen der Druckformen selber möglich. Photographische Verfahren fanden z.B. über lichtempfindliche Asphaltschichten in der Chromo-Lithographie Anwendung.
In der Industrie wurde der Steindruck nach der Umsetzung des Verfahrens auf gekörnte Aluminiumplatten zum erfolgreichsten Druckverfahren. Die neuesten Entwicklungen im wasserlosen Offset nutzen mit ihrer Siliconbeschichtung nicht mehr die original Senefelder-Technologie.
Die Vorzüge der Lithographie in der direkten künstlerischen Bildgestaltung:
Da die Größe und Form der Bildelemente nur der freien Gestaltung unterliegen, kann der Künstler wie bei der Kohlezeichnung neben der reinen Strichzeichnung auch Tonflächen und Schattierungen mit Fettstiften erreichen. Mit einer Tuschelavis kann der erfahrene Lithograph Tonverläufe in feinster Abstufung erarbeiten.
Lithographie im Atelier de Séguret
Die hier gezeigte Dokumentation der Lithographie entstand im Atelier de Séguret mit der Künstlerin Sonja Wallerius . Die mit Sachkenntnis und in liebevoller Kleinarbeit zusammengetragene und gepflegte Werkstatt bietet dem Künstler die Möglichkeit, mit historischem Gerät die Ausdrucksmöglichkeiten des Originalverfahrens auszuloten.
Vorbereitung des Steines
Der Lithostein wird nicht nur zur Erzeugung einer ebenen Oberfläche geschliffen. Auch eine noch vorhandene Zeichnung muß restlos entfernt werden, da die chemische Praeparation die Steinoberfläche bleibend verändert hat.
Die Körnung des Schleifmittels und die Steinstruktur entscheiden über die Oberflächenrauhigkeit des Steins. Eine Körnung von 240 mach beim Schleifen selber keine Probleme und ist für generelle Arbeiten gut.
Auf den trockenen Stein wird Schleifkorund auf gebracht und mit nicht zuviel Wasser angefeuchtet.
Danach wird ein zweiter Stein aufgelegt und mit kreisenden Bewegungen ohne Druck die Verteilung des Korunds erreicht.So wird weitergeschliffen bis sich das Trockenlaufen der Steine durch "Festkleben" ankündigt. Der Schleifvorgang wird dann zum Nachfeuchten unterbrochen.
Das Schleifergebnis läßt sich am besten im trockenen Zustand des Steines ermitteln. Nur dann zeichnen sich auch feine Fettspuren sichtbar dunkler ab.
Zum Schluß wird der Schleifstaub sorgfältigt abgewaschen und der Stein getrocknet. Danach kann mit dem Aufbringen der Zeichnung begonnen werden.
Aufbringen der Zeichnung
Hier werden Freiflächen mit einer Gummi-Arabikumlösung angelegt. Beim Trocknen dieser Lösung verbindet sich das Gummi-Arabikum mit dem Stein zu einer wasserführenden Schicht in der sich kein Fett dauerhaft verankern kann. Selbst wenn diese im trockenen Zustand mit Fett verunreinigt wurde, stößt sie dies ab, sobald sie erneut angefeuchtet wird.
Die jetzt mit fetthaltiger Lithotusche aufgetragenen Tonflächen können die angelegten Freiflächen nicht mehr verändern.
In der Tuschefläche kann durch Schaben eine Zeichnung eingearbeitet werden, ohne tief in den Stein einzudringen. Zum besseren Freilegen dieser Zeichnung wird der Stein mit verdünnter Phosphorsäure bestrichen.
Da die Säure dünne Fettschichten schneller beseitigt, tritt nicht nur die eingeritzte Zeichnung deutlicher hervor, auch schwache Tuscheschichten werden freigelegt.
Mit diesem Verhalten erreicht man bei der Tuschelavis Grautöne in der Fläche. Dies bedarf aber einer sorgfältigen Abstimmung des Fettgehaltes der Tusche und der Säurekonzentration.
Praeparation des Lithosteines
Die fertige Zeichnung wird mit Kolophonium- und Talkumpuder geschützt und mit der "Ätze" überzogen. Diese schwach saure Gummi-Arabikumlösung verbleibt bei unserem Säuregehalt 24 Stunden auf dem Lithostein, damit die chemische Umwandlung der wasserführenden Freiflächen sicher erreicht wird.
Am anderen Tag wird die getrocknete Ätzung mit Wasser entfernt. Die Stabilisierung der fettigen Druckelemente steht nun im Vordergrund. Dazu wird das nicht vom Stein aufgenommene Fett der Zeichnung mit Terpentin abgewaschen und der gesamte Stein mit einer Asphaltlösung eingerieben. Der vollständig verschmierte Stein kann nun mit Wasser gereinigt werden, da die Praeparation der wasserführenden Stellen jeden Fettschmutz dabei abstößt.
Die auf dem feuchten Stein schwach sichtbare Zeichnung wird mit Federfarbe verstärkt und der Stein getrocknet.
Danach wird noch eine Ätzung aufgestrichen. Die 130 Jahre alte Reiberpresse muß noch einen Tag zum ersten Andruck warten.
Der Druck
Beim Anfeuchten des Steines mit einem Wasserschwamm reicht ein feuchtes Aussehen des Steins. Mehr Wasser wird durch die Farbwalze auf den Farbstein verschleppt und führt dort zum Emulgieren der Farbe (graue Drucke).
Nach dem Einfärben der Zeichnung kann eventuell vorhandener Farbschleier mit einem nassen Schwamm entfernt werden.
Einfetten des lederbezogenen Reibers und der obersten Schutzlage.
Auflegen des Druckbogens und eines Schutzpapiers.
Abdecken mit der eingefetteten Schutzplatte und Schließen des Reibers.
Nach dem Niedertreten des Anpresshebels wird der Stein auf dem Steinschlitten mit der Seilwinde unter dem Reiber durchgezogen.
Abheben des Druckbogens. Hat sich die Mühe gelohnt?
10. scriptrevision 27.08.99 - copyright - web'Galerie Voigt Edition |
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